Auf dem Stufe-für-Stufe-Weg (Kramik-Weg) zur Selbst-Realisation kann ein Mensch seine eigenen Fehler nicht sehen. Wenn du zu mir sagst: „Ich habe viele Fehler, aber ich kann nur ein paar von ihnen sehen“, dann würden 'wir' annehmen, dass du würdig für Befreiung (Moksha) bist. Aber derjenige, der sagt: „Ich sehe nur ein paar Fehler in mir“, hat unendlich viele Fehler und behauptet dennoch, nur einige wenige zu haben! Bloß weil du nur einige wenige Fehler siehst, bedeutet das, dass du annehmen solltest, nur ein paar Fehler zu haben?
Wann kannst du sagen, dass du den Weg von Lord Mahavir erreicht hast? Wenn du in der Lage bist, jeden Tag Hunderte deiner Fehler zu sehen und täglich Hunderte Pratikramans zu machen, dann kannst du sagen, dass du auf dem Weg von Lord Mahavir bist. Swaroop Gnan oder das Wissen des Selbst ist weit jenseits dieser Stufe, doch die Menschen laufen berauscht umher mit dem Glauben, sie hätten das erreicht, nur weil sie ein paar Bücher aus den alten Schriften gelesen haben. Sie haben nicht einmal einen Tropfen des Selbst erlangt! Wo das Wissen(Gnan) aufhört, nimmt die Berauschung (Kef) zu. Mit zunehmender Vergiftung von: „Ich weiß etwas", kommt die Beseitigung der Schleier der Unwissenheit (Darshan-Avaran), die die Sicht verdecken, zum Stillstand, und damit stoppt ebenso das Auflösen der Wissen behindernden Schleier (Gnan-Avaran). Nichts außer deiner Sturheit behindert deinen Fortschritt in Richtung Befreiung (Moksha). Die größten Gefahrenbereiche (Bhayasthan), die du fürchten solltest, sind: nach dem eigenen Willen zu handeln (Swachchhand) und die Berauschung von: „Ich weiß etwas“.
Wenn der spirituelle Lehrer (Sadhu Maharaj) nur den einen Fehler zerstört, im Stolz des Handelnder-Seins zu schwelgen (Garva of Udaykarma), während sich dein Karma entlädt, dann ist deine Arbeit erledigt. Du musst nicht auf dein äußerliches Verhalten achten. Es ist akzeptabel, selbst wenn du Wut, Stolz, Täuschung und Gier (Kashay) hast, aber du darfst nicht die Süße des Handelnder-Seins (Garvaras) genießen. Das ist alles, wonach du bei deinem Maharaj (spiritueller Lehrer der Jains) suchen musst.
1) Der 'Kramik-Weg' (Stufe-für-Stufe-Weg) ist der des 'Handelns', und der 'Akram-Weg' (stufenloser Weg) ist der des 'Verstehens'. Man muss durch Verstehen die Dinge zu einem Ende bringen. Der Akram-Weg ist kein Weg des Handelns (Kriya). Es ist ein Weg, um mit Gleichmut alles zu begleichen. Das Wissen von Akram selbst funktioniert von alleine und liefert Ergebnisse.
2) Das, was Ergebnisse liefert, ist Gnan (praktisches und auf Erfahrung basierendes Wissen). Das, was keine Ergebnisse liefert, ist theoretisches Wissen (Shushka Gnan).
3) 'Unwissenheit' (Abwesenheit vom Wissen des Selbst) erschafft Schwingungen (Ursachen) und 'Wissen' (Wissen des Selbst) stoppt diese Schwingungen.
4) Das richtige Wissen verringert Schmerz und Leiden, und vermehrt Glück. Wenn wir uns nicht das richtige Wissen angeeignet haben, dann ist es unser Fehler, nicht wahr?
5) Man kann sich nicht die eigene Medizin selbst verschreiben, ohne vorher einen Arzt zu konsultieren, weil die Angst besteht, man könnte sterben. Doch stellt man sich dort, wo die Gefahr der Zerstörung unzähliger zukünftiger Leben besteht, eine eigene spirituelle Medizin her, und man nimmt sie ein, ohne einen Gnani zu konsultieren. Schriften sind Waffen, wenn du nicht weißt, wie sie zu benutzen sind, dann wirst du mit Sicherheit sterben.
Buchtitel: Aptavani 2 (Seite 164, Absatz 4 bis Seite 165, Absatz 2)
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