Manche Menschen tun Buße, und andere praktizieren Enthaltsamkeit. Warum soll man darin irgendeinen Fehler sehen? Sie stehen unter dem Einfluss ihrer sich bedingenden Umstände (Vyavasthit). Was geht dich all das an? Du solltest niemandes Handlungen kritisieren oder dir darüber Gedanken machen. Möchtest du neue karmische Konten mit jemandem binden? Jeder macht das, was er für richtig hält. Deine einzige Sorge ist deine eigene Befreiung, und du hast mit niemand anderem etwas zu tun. Schließlich ist niemand auf dieser Welt fehlerhaft. Für mich ist jedes Lebewesen fehlerlos: der Taschendieb, die Tiere und Insekten, Schlangen, Skorpione usw. Du beginnst dich vor denen zu ängstigen, die du für fehlerhaft hältst. Ich sehe sie nie so, weil ich durch Gnan weiß, warum sie fehlerlos sind. Fehler bei jemandem zu sehen, ist Täuschung. Jemanden als gut oder böse zu sehen, als Dieb oder als ehrlichen Menschen, ist Täuschung. In deinem Gewahrsein wirst du sehen, dass alle fehlerlos sind, und es ist wegen deiner fehlerhaften Sicht, dass du Fehler bei irgendjemandem siehst. Wenn du weiter Fehler bei anderen siehst, verstehe, dass du in der Weise, wie du die Welt siehst, einen Fehler machst. Es ist eine Illusion, dass die Menschen fehlerhaft erscheinen, denn in Wirklichkeit ist jeder fehlerlos.
Referenz: Buchtitel: Die Makellose Sicht (Seite 136, letzter Absatz bis Seite 137, Absatz 1)
Wenn ein Mann Abneigung gegen seine Ehefrau verspürt, wird er viele Fehler in ihr sehen und immer wieder auf ihren negativen Punkten herumreiten. Dieses konstante Fehler finden führt zu Verachtung (Tiraskaar). Die Verachtung führt zu Angst. In bestimmten Interaktionen mit ihr wird er Angst erfahren, und wenn er sie sieht, empfindet er ein Gefühl von Erstickung und Unruhe. Wir alle neigen dazu, uns vor dem zu fürchten, was wir heftig ablehnen. All dies ist ein Ergebnis von Verachtung. Um von diesem Gefühl des Verachtens frei zu werden, muss man um Vergebung bitten. Selbst wenn die andere Person sich dessen nicht gewahr ist, musst du von innen her weiterhin um Vergebung bitten.
Referenz: Buchtitel: Pratikraman (Seite 173, letzter Absatz; Seite 174, Absatz 1)
Nur Gnan kann Misstrauen beenden
Fragender: Es gibt viele Menschen, die solche Meinungen haben wie: „Er ist ein guter Mensch, er ist nutzlos, er ist gerissen und gierig, und er ist hier, um mich zu betrügen und mein Geld wegzunehmen.“
Dadashri: Meinungen, die gebunden werden, sind wahrhaftig die Knechtschaft. Wenn ein Mensch gestern Geld aus 'unserer' Tasche genommen hätte und heute wiederkommt, werden 'wir' keine Meinung oder keinen Verdacht gegen ihn hegen, dass er ein Dieb sei. Dies ist so, weil gestern die Frucht seines Karma so war, und wer weiß, wie die Frucht seines Karma heute sein wird?
Fragender: Aber man sagt, dass Lebenskraft (Praan) und die inhärente Natur (Prakruti) zusammengehören.
Dadashri: Wir müssen nicht auf Praan und Prakruti schauen; damit haben wir nichts zu tun. Der arme Mann steht unter dem Einfluss der Frucht seines Karma. Er erleidet sein Karma und wir erleiden unseres. Wir müssen gewahr bleiben.
Fragender: Zu diesem Zeitpunkt sind wir möglicherweise nicht in der Lage, Gleichmut aufrechtzuerhalten.
Dadashri: Wenn du alles gemäß dem machst, was 'wir' dir sagen, dass alles vom Karma abhängig ist, dann wird deine Arbeit erledigt sein. Das, was zu uns gehört, wird nur dann geschehen, wenn es dazu bestimmt ist. Deshalb gibt es keinen Grund für dich, irgendetwas zu fürchten. In einer dunklen Nacht, im Schein einer Öllampe im Dorf, siehst du eine Schlange in den Raum kommen. Wirst du dann schlafen können?
Fragender: Nein, ich würde mich fürchten.
Dadashri: Wie wird es den anderen ergehen, wenn du der Einzige bist, der davon weiß?
Fragender: Sie werden friedlich schlafen.
Dadashri: Darum fragt der Lord: „Warum schläfst du nicht, während andere friedlich schlafen?“ Man würde antworten: „Ich sah eine Schlange hereinkommen. Ich werde erst dann schlafen, wenn ich sehe, dass sie wieder hinausgekrochen ist.“ Er hat das Wissen, dass die Schlange in den Raum hineingekommen ist, und er wird frei, wenn er weiß, dass sie wieder gegangen ist. Doch er kann nicht frei sein, solange er Misstrauen hat.
Fragender: Wie kann Misstrauen weggehen, wenn ich nicht gesehen habe, dass sie den Raum verlassen hat?
Dadashri: Misstrauen löst sich durch das Gnan des Gnani auf. Diese Welt funktioniert so, dass nicht einmal eine Schlange jemanden berühren oder etwas anhaben kann [wenn es nicht im karmischen Konto liegt]. Mit der Sicht von Gnan sagen 'wir', dass diese Welt niemals ungerecht war, nicht einmal für einen Moment. Die Gerichte der Welt, die Richter, die Anwälte usw. mögen alle die Ursache für Ungerechtigkeit sein, aber nicht die Welt. Sei daher nicht misstrauisch.
Fragender: Sollte man also keinerlei Angst haben? Egal, ob man die Schlange gesehen hat, man sollte nicht ängstlich sein?
Dadashri: Selbst wenn du versuchst, nicht ängstlich zu sein, Angst wird sich unweigerlich einschleichen. Sie wird dich weiterhin misstrauisch machen. Niemand kann da etwas tun. Misstrauen löst sich auf, indem man im Gnan bleibt.
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